Schöne Bescherung - Nachtrag und Bilder

Zum Bericht von faud4 nachzutragen wäre noch, dass die Blockade einiges länger andauerte, fast 2 Stunden, und dadurch das Geschäft von Gate Gourmet empfindlich getroffen werden konnte.

Verschwiegen werden soll auch nicht, das uns die kämpferische Rede des Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, Mut gemacht hatte, Gate Gourmet und der LTU das Weihnachtgeschäft zu vermiesen - denn der Streik muss wehtun, sonst zeigt er keine Wirkung. Präses Schneider hatte den Anwesenden zunächst erklärt, dass der Profit nicht auf den Investitionen, sondern der täglichen Arbeit der Beschäftigten beruht. Nach dieser didaktisch überzeugenden Einführung in die Kritik der Politischen Ökonomie von Karl Marx und seine Ausbeutungstheorie, rief er dazu auf, die Gesellschaft zu verändern. Die Menschen könnten sich dabei nicht einfach auf Gott verlassen, sondern müssten selber in ihrem Denken und Handeln den ersten Schritt machen. Das hatten wir uns auch so gedacht. Am Ende erklärte er, es sei bei den Protestanten so üblich, den Tag mit einer Losung zu beginnen. Für heute habe er eine passende Stelle aus dem "Propheten Sacharja" ausgewählt: "Doch ich will, spricht der Herr, eine feurige Mauer rings um sie her sein und will mich herrlich darin erweisen" (Sacharja 2, 9) - und es wurde herrlich!

Allerdings waren wir auf einen so konkreten Aufruf zur Blockade gar nicht vorbereitet. Material für brennende Blockaden rings um das Gebäude von Gate Gourmet - anders konnte das Biblewort von der "feurigen Mauer" nicht verstanden werden - war nicht zu Hand und so mussten wir uns mit einer menschlichen Blockade begnügen.  Die sehr zögerlich anrückenden Polizeikräfte zeigten großes Verständnis und jammerten uns die Ohren mit ihren eigenen, ganz ähnlich gelagerten Problemen mit ihrem Arbeitgeber voll und agitierten uns für ihre eigenen, demnächst anstehenden Lohnkämpfe. Gerne hätten wir ihnen noch nachgerufen, dass es ganz in unserem Sinne wäre, wenn sie möglichst bald auf unbefristete Dauer ihre Arbeit einstellen würden ...

Gottesdienst am Streikzelt - oben spricht gerade der Imam.

Hier sprechen drei der Streikenden über die entwürdigenden Verhältnisse bei Gate Gourmet

Fast zwei Stunden ging nichts mehr, als die hintere Toreinfahrt blockiert wurde. Gate Gourmet hatte sich ein Eigentor geschossen: wegen der Menschenmenge am vorderen Tor hatte die Firma alle LKWs bis auf einen auf den hinteren Hof gestellt. Als das hintere Tor blockiert wurde, konnten sie die Lieferungen nicht einfach nach vorne umladen ...

Hier hält  eine solidarische Polizistin einen der Streikbrecher davon ab, mit dem LKW in die Blockade hineinzufahren und fordert ihn auf, den Motor abzustellen.