Benutzerspezifische Werkzeuge
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Gate Gourmet London-Heathrow - Der Kampf geht weiter!
Navigation
 

Gate Gourmet London-Heathrow - Der Kampf geht weiter!

erstellt von wildcat Köln zuletzt verändert: 14.02.2006 12:18

Der Streik bei Gate Gourmet in Heathrow und weltweit (von fauk1@fau.org)

Der folgende Beitrag stützt sich auf allgemein zugängliche Quellen
(Presse, Internet). Leider widersprechen sich die Quellen teilweise sehr
stark, sodaß es nicht einfach war, zu entscheiden, was stimmt und was
nicht. Daher kann es durchaus sein, daß im folgenden Beitrag einige
Details noch korrekturbedürftig sind.


Der Gate Gourmet Konflikt in Heathrow


1997 wurde das Catering der British Airways (BA) ausgegliedert und an Gate
Gourmet, das zur Swiss Air gehörte, verkauft und ging nach deren Pleite
2002 an die Texas Pacific Group über.

In Heathrow (London) arbeiten bei Gate Gourmet hauptsächlich asiatische
Frauen. Das Management verlangte Lohnkürzungen (20%) und den weitgehenden
Wegfall der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, was die ArbeiterInnen in
einer Abstimmung ablehnten. Das Management heuerte trotz geplantem
Stellenabbau LeiharbeiterInnen an, die am 10.08.2005 zum ersten Mal in der
Firma eingesetzt wurden. Daraufhin organisierte die Gewerkschaft TGWU
(Transport and General Workers Union) eine Betriebsversammlung in der
Kantine. Das Management erschien und stellte ein Ultimatum: "Entweder Ihr
seid in fünf Minuten alle wieder an der Arbeit oder Ihr seid gefeuert."
Natürlich gingen die ArbeiterInnen nicht darauf ein, woraufhin das
Management die ArbeiterInnen für sieben Stunden einsperrte. Abends teilten
sie allen 500 ArbeiterInnen mit, daß sie gefeuert seien. Viele erhielten
ihre Kündigung per Megafon. 300 ArbeiterInnen, die krank oder im Urlaub
waren, erhielten die Kündigung am nächsten Tag per Brief. Für diesen Tag
hatte Gate Gourmet zusätzliche Sicherheitskräfte angeheuert, was den
Schluß zuläßt, daß sie die ArbeiterInnen absichtlich provozierten und mit
einer entsprechenden Reaktion rechneten, um einen Vorwand zu haben, sie
zu feueren. Darauf deutet auch ein internes Papier von Gate Gourmet hin,
das an die Öffentlichkeit gelangte. Gate Gourmet behauptet, daß dieses
Papier von Leuten verfaßt worden sei, die inzwischen nicht mehr zum
Unternehmen gehörten und daß das auch nicht der Stil der Firma sei. Das
kann mensch glauben oder es bleiben lassen.

Als diese Ereignisse bekannt wurden, kam es am 11. und 12.08.2005 zu einem
wilden Solidaritätsstreik des BA Bodenpersonals. Der Hintergrund ist, daß
sich die ArbeiterInnen der BA und Gate Gourmet gut kennen, schließlich
waren sie früher KollegInnen bei BA. Außerdem gibt es viele
Verwandschaftsbeziehungen und Ehen zwischen ArbeiterInnen der BA und Gate
Gourmet. Der Flughafen Heathrow wurde durch diesen Streik fast komplett
lahmgelegt, es gab enorme Störungen im internationalen Flugverkehr und bis
zu 100.000 Reisende saßen fest. Der finanzielle Schaden dieses Streiks
wird auf 44 bis 60 Millionen Euro geschätzt. Die TGWU forderte die BA
ArbeiterInnen zur Rückkehr an die Arbeit auf.


Einige Tage später wurde ein Kompromiß zwischen der TGWU und Gate Gourmet
ausgehandelt: Abbau von über 600 Stellen, Abfindungen und Gate Gourmet
entscheidet, wer geht und wer bleibt. Insbesondere 200 "Militante" und
"Radikale" wollen sie nicht mehr in den Betrieb lassen. Alle ArbeiterInnen
sollen die Vereinbarung persönlich unterschreiben, damit sie für die
betreffende Person gültig wird. Anfang Dezember meldete Gate Gourmet, daß
bis zu einem Stichtag im November 25 ArbeiterInnen die Vereinbarung
unterschrieben hätten. Deshalb wollten sie die Frist bis zu einem Stichtag
im Dezember verlängern. Weihnachten meldeten sie, daß 200 ArbeiterInnen
die Vereinbarung unterschrieben hätten. Vermutlich werden danach nicht
mehr viele unterschrieben haben, also ist davon auszugehen, daß sich seit
August immer noch über 500 ArbeiterInnen im Arbeitskampf befinden.

Ihre Gewerkschaft verweigert ihnen mittlerweile die (finanzielle)
Unterstützung. Die Gewerkschaft verlangt von ihnen, daß sie die
Vereinbarung unterschreiben, aber die ArbeiterInnen wollen ihre
Arbeitsplätze zurück haben und zwar zu den alten Bedingungen. Dafür
kämpfen sie weiter. Sie fühlen sich von der TGWU und insbesondere von
deren Chef Tony Woodley verraten. Die ArbeiterInnen fordern, daß die TGWU
wieder (finanziell) unterstützt und sie haben dabei die Unterstützung von
vielen Mitgliedern und auch Teilen der Gewerkschaftsbürokratie. Am
29.01.2006 hatten sie eine Konferenz in London, um über die Zukunft des
Kampfes zu beraten. Diese Konferenz soll sehr erfolgreich gewesen sein.
Der Kampf in Heathrow geht weiter...


Aber nicht nur in London gibt es Arbeitskämpfe bei Gate Gourmet:

In Genf forderte Gate Gourmet eine Lohnsenkung von 6%, eine Erhöhung der
Arbeitszeit von 41 auf 42 Stunden pro Woche und eine Kürzung der
Nachtarbeitszuschläge. Am 11.12.2005 kam es deshalb zu einem Warnstreik
von einer Stunde. Laut Presse signalisierte die Chefetage daraufhin
Entgegenkommen.

In Dublin (Irland) hat es die Geschäftsleitung von Gate Gourmet abgelehnt,
sich weiterhin an die landesweit geltenden Lohn- und Gehaltsvereinbarungen
zu halten und gedroht, neue Beschäftigungsbedingungen einzuführen. Die
Geschäftsführung verweigerte Verhandlungen. Daraufhin sprachen sich die
Beschäftigten in einer Abstimmung für die Einleitung von
Arbeitskampfmaßnahmen aus.

In beiden Fällen war nicht festzustellen, wie die Auseinandersetzungen
weiter gingen. Es ist aber feststellbar, daß Gate Gourmet überall ähnliche
Methoden anwendet und die Reaktion der ArbeiterInnen sich auch gleichen:
Arbeitskampf und Streik. Leider dringen die Informationen über solche
Streiks selten bis zu uns nach Deutschland durch. Es kann gut möglich
sein, daß es noch Streiks bei Gate Gourmet in anderen Ländern gibt, von
denen wir nichts wissen.


Artikelaktionen
« März 2016 »
März
MoDiMiDoFrSaSo
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031